„Downhill from everywhere“: Wie ein Freund zu Besuch

Ach, Du bist’s, komm doch rein, setz‘ Dich und erzähl mir von der Welt … Ich höre dir so gerne zu. Dir habe ich immer geglaubt, wenn Du Dich für Menschlichkeit eingesetzt hast und gegen Kriege aufgestanden bist. Und Du hast mir ständig das Gefühl gegeben, dass mein tiefer Wunsch vielleicht doch nicht vergeblich ist: Können wir Menschen diesen Planeten verdammt noch mal zu einem besserem Ort machen? Wenn ich Deine Musik höre, wächst in mir die Zuversicht, dass es irgendwann doch möglich sein wird. Auch wenn im Moment nichts dafür spricht.

„Downhill from everywhere“ hast Du Deine jüngste Platte genannt – wie passend das klingt als Beschreibung einer Welt, in der progressive Geister am Reaktionären, Verbohrten und Intoleranten fast verzweifeln. Hey, es hat sich nicht viel geändert seit damals, in den 1970er-Jahren, als Du meintest: „Doctor, my eyes have seen the years as a slow parade of fears.“ Oder?

Vertrautes von Jackson Browne

Wie vertraut Deine Songs klingen, die gleichzeitig so weltoffen und so nach innen gekehrt sind. Aus Deiner unaufgeregten Melange aus Folk, Country und Rock zauberst Du immer noch gediegene Melodien und präzise Stimmungen hervor. Du bist eben einer der großen Liederhandwerker, die in jedem Takt genau wissen, was sie tun. Wie beim wunderbaren „A Human Touch“, das zwar nicht aus Deiner Feder stammt, aber eindeutig Deine Handschrift trägt. „There is no point in shouting from your island, proclaiming only Jesus saves“, singst du mit Deiner Duetpartnerin Leslie Mendelson. Kaum gehört, läuft in meinem Kopf ein ganzer Film ab, wie erzkonservative Christen hüben wie drüben unverfroren nach Macht und Einfluss streben. Also, komm, erzähl´ mir, wie alles den Bach runtergeht, „Downhill from evereywhere“ eben, wie die Dreamer in den USA (und so viele andere unterprivilegierte Menschen anderswo) um ihre Zukunft bangen. Sing mir vom geschundenen Haiti, und erinnere mich daran, wie sehr wir alle manchmal einfach berührt werden wollen.

Demokratie in seltsamen Zeiten

Und Deine Fragen in „Until Justice the Real“ – ja, das sind sie, die großen Fragen dieser Zeit:

What’ll you put up with – what’ll you allow?
What is the color, the color of change?
What is the reason these times are so strange?
What is democracy? What is the deal?
What would it look like? How would it feel?
Putting your shoulder to the wheel
Keeping it turning until justice is real

Jackson Browne, „Until Justice is Real“

Bis bald mal wieder. Lass uns weiter für Demokratie und Gerechtigkeit einzutreten, auch wenn viele andere diese Errungenschaften wegwerfen wie faules Obst. Halt die Ohren steif, ich werde sie offen halten und immer mal wieder lauschen, was es Neues von Dir gibt.

Anspieltipps: Still looking for something / A Human Touch (mit Leslie Mendelson) / Until Justice is real

Verfügbarkeit auf Vinyl: problemlos.