Nun liegt das Elbjazz 2024 schon wieder eine Woche zurück, und ich frage mich immer noch: Was war das denn?
Elbjazz 2024 – das war alles, nur kein oder nur kaum Jazz.
Wo im vergangenen Jahr noch ein Feuerwerk des Genres mit großen und kleinen Stars der Szene, mit Gen-Z-Newcomern und arrivierten Kräften abgebrannt wurde, dominierten diesmal Dance, Hiphop und Pop. Nun ist gar nichts daran einzuwenden, den Jazz-Acts populäre und partytaugliche Musik zur Seite zu stellen – das gab es in den vergangenen Jahren auch schon. Aber diesmal ist das Programm gekippt, und das Festival formte sich zu einem Etikettenschwindel.
Wer Jazz wollte, musste ihn im Programm mit der Lupe suchen. Und wenn man als langjähriger Teilnehmer die ungewohnten organisatorischen Schwächen und das chaotisch-lieblos strukturierte Festivalgelände mit ins Kalkül zieht, bleibt bestenfalls und mit viel Optimismus die Einschätzung: Das war ein Elbjazz des Übergangs.
Ohne hier die Jazz-Polizei spielen zu wollen: Es gibt genügend Jazz-Musiker:innen und Ensembles, die zwischen den musikalischen Welten wandeln und mit ihrem Appeal das Post-Corona-Publikum erreichen können. So bleibt nur der Appell und die Hoffnung, dass der Markenkern des Elbjazz im kommenden Jahr nicht vollends verraten wird.
Das Festival mit seiner einzigartigen Atmosphäre und Tausende jazz-affine Besucher:innen haben es verdient, dass der Balance der Musikstile und der Dramaturgie der beiden Festivaltage mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Nach dem Elbjazz ist vor dem Elbjazz. Die Neuauflage im Jahr 2025 wird bestimmt wieder populär und für ein jüngeres Publikum konzipiert, aber bitte mit mehr erkenn- und hörbaren Verbindungslinien zum Jazz. Spielorte und Programmslots gibt es doch genug.
Oder ist das gar nicht gewollt? Dann, liebe Veranstalter, seit auch konsequent und ladet nicht zum Elbjazz, sondern zum Elbdance oder zu Elbpop.
Im Bild übrigens Rocket Man aus Hannover, unbeschwert und musikalisch top unterwegs per Anhalter durch die Jazz-Galaxis. Meine einzige Entdeckung diesmal.